1. Etappe: Backnang – Abtsgmünd (63km)

Di, 31.07.2007

 

Backnang – Murrtal: Sulzbach/Murr – Murrhardt – „Schanze“ – Rottal: Unterrot – Kochertal: Sulzbach-Laufen – Untergröningen – Abtsgmünd

 

Nachdem die „Spritz“-Tour in Frankreich (früher auch „Tour de France“ genannt) sein Ende gefunden hat, kann ich meine Tour in Angriff nehmen. Ein befreiendes Gefühl, endlich auf dem Sattel zu sitzen.

 

In Sulzbach/Murr ruft mir Lucas (4 Jahre) nach: „ Du musst Dich aber anstrengen…“ Schneller als gewünscht werde ich mich daran erinnern…

 

Auf der „Schanze“ mache ich die einzige Rast der heutigen Etappe. Ein kleiner Rückblick in das Murrtal bevor es in das Rottal hinabgeht. Jetzt stellt sich bei mir das Gefühl ein, dass ich wirklich unterwegs bin.

 

Im idyllischen Kochertal (Landschaften wie im Allgäu) postieren sich immer wieder Fisch- oder Graureiher im Flusslauf. In dem Dorf Wölsstein verliere ich den Radweg, doch schnell öffnet sich eine Balkontüre und mir wird der rechte Weg gezeigt. Danke, denn die Gastfreundschaft erspart mir einen kilometerlangen Umweg. 63 Kilometer bis Abtsgmünd als Halbetappe ist am ersten Tag ausreichend und gut zum Einrollen sowie Hineinhören in Körper und Fahrrad. Mein Befund: Alles ok und ich fühle mich fit für die morgige Überquerung der Ostalb Ein bisschen Sorgen macht mir noch das Gepäck mit 26,5 kg …


63km

Fahrzeit: 3:05 Std netto, 3:35 brutto

Durchschnitt: 20,4 km/h

Pulsdurchschnitt: 126

Energieumsatz: 2.080 Kcal

Flüssigkeitsaufnahme: 3,0 Liter

 

 

 

 

2. Etappe: Abtsgmünd – Neuburg an der Donau (121 km),

Mi, 01.08.2007

 

Kochertal: Abtsgmünd – Hüttlingen – Jagsttal: Westhausen –Lauchheim – Bopfingen – Nördlingen – Harburg – Donautal: Donauwörth – Neuburg an der Donau

 

Ich fühle mich um Jahrtausende zurückversetzt. Gut, meinen Reispass hätte ich dabei… aber ob die Römer einen nicht-gallischen aber germanischen Radfahrer passieren lassen? Einige Etappen später (hinter Wien) werde ich dann nochmals auf Römer bzw. ein römisches Amphitheater treffen (siehe Ruhetag nach der 8. Etappe)

 

Bei Bopfingen fahre ich an einem alten Haus im Dornröschenschlaf vorbei … und kehre für ein Foto um, denn irgendwie finde ich es faszinierend.


Mein persönliches Alpe d`Huez mit der Überquerung der Ostalb ist endlich zu Ende – die vermeintliche Königsetappe der Tour. Ein ständiges Auf- und Ab, Gegenwind und ein leichter Infekt machen mir zu schaffen.

 

Die Kapfenburg hat beim ersten Anblick noch freundlich aus der Ferne gegrüßt. Gedanklich komme ich zur Musik, denn in der Burg bilden sich musische Gruppen weiter. Doch schon beim Rückblick auf die Burg bin ich mitten im Auf- und Ab der Ostalb. Die Musik in meine Gedanken passt sich dem rhythmischen und trägen Pulsieren der Waden an.

 

In Donauwörth finde ich mich mit der smaragdgrünen Donau zu einem Duett für den Rest meiner Tour: Der Donauwälzer steht an – der Tanz beginnt!!!


121 km

Fahrzeit: 6:57 Std netto, 9:15 brutto

Durchschnitt: 17,4 km/h

Pulsdurchschnitt: 127

Energieumsatz: 5.336 kcal

Flüssigkeitsaufnahme: 5,25 Liter

 

 

 

 

 

3.Etappe: Neuburg an der Donau – Regensburg (108km),

Do, 02.08.2007


Neuburg an der Donau – Ingolstadt – Kloster Weltenburg – Donaudurchbruch – Kelheim – Regensburg


Endlich eine Flachetappe … und sogar leichter Rückenwind schiebt zeitweise mit an. Eine Schlechtwetterfront verfolgt mich und lässt dadurch die Trittfrequenz höher steigen.

 

Dieser Weg ist das Ziel!

 

 

Ein romantischer Nebenfluss der Donau…

 


...lädt zu einer Rast ein.

 

 

Hopfen und Malz – Gott erhalts! Es geht in Richtung …

 

Kloster Weltenburg, dem einzigen Grund, während dem Radfahren Alkohol zu trinken: das dunkle Klosterbräu, eingeschenkt im herrlichen Biergarten im Innenhof des Klosters.

 

Anschließend die Schifffahrt durch den Donaudurchbruch, einfach ein herrlich. Weiter geht’s mit Rückenwind nach Regensburg.

In Regensburg ist die Hotelsuche nicht ganz einfach. Belegte oder überteuerte Hotelzimmer sind die Ergebnisse der ersten Anfragen. Auch wenn ich noch ein Zimmer finde, werde ich künftig nicht mehr in größeren Städten übernachten. Das Preis-Leistungsverhältnis ist auf dem „Land“ viel besser.


108 km

Fahrzeit: 5:15 Std netto, 8:20 Std brutto

Durchschnitt: 20,6 km/h

Pulsdurchschnitt: 121

Energieumsatz: 3.611 kcal

Flüssigkeitsaufnahme: 4,00 l + 0,4l dunkler Klosterbräu

 

4. Etappe: Regensburg – Pleinting bei Vilshofen (122km),
Fr, 03.08.200
7


Regensburg – Wörth an der Donau – Straubing – Deggendorf – Pleinting

Heute eine spätere Abfahrt (10.30 Uhr), da ich in Regensburg ein Internet-Café gefunden habe, das tatsächlich auch geöffnet hat…

 

Beim Etappenstart in der Altstadt in Regensburg weist mich ein Herr darauf hin, dass ich unbedingt die Basilika St. Emeram anschauen müsse: „Do kriegens an Herfinfarkt, so schee is di …“ … und er hatte Recht. Obwohl ich schon spät dran war, ein Blick in die Basilika hat sich gelohnt.


Unterwegs spüre ich doch immer stärker das rebellierende Sitzfleisch, selbst das regelmäßige Wechseln der Sitzposition bringt nur wenig Linderung.

Ein Kleinod ist die Donau-Fähre bei Niederalteich. Ich bin der einzige Fahrgast der Fähre, die auch nur Radfahrer und Fußgänger transportiert.


Kurz vor dem Etappenziel Pleinting eine Schrecksekunde: ich komme aus dem rechten Klickpedal nicht mehr heraus. Ich muss den Schuh während der Fahrt im Klickpedal ausziehen, dann lässt er sich im Stehen mit Gewalt „ausklicken“. Eine verlorene Schraube ist die Ursache … die mir eine Autowerkstatt in dem ländlichen Pleinting kostenlos wieder ersetzt („Passt scho“).


Morgen ist endlich der erste Ruhetag!!!


122km
Durchschnitt: 20,9 km/h
Fahrzeit: 5:50 Std netto, 8:35 brutto
Durchschnittspuls: 117
Energieumsatz: 3.722 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 4,5 Liter



Ruhetag in Pleinting bei Vilshofen ,
Sa, 04.08.2007


Endlich Ruhetag! Das Sitzfleisch hat die Pause auch dringend notwendig…

In dem herrlichen, familiär geführten Landgasthof Baumgartner (Tipp!) lässt es sich gut erholen.


Trotzdem stehen ein paar Kilometer mit dem Rad nach Vilshofen in ein Internet-Café und wieder zurück nach Pleinting an. So bleibe ich auch im Radffahr-Rhythmus. Das kleine Dorf Pleinting (geschätzte 500 Einwohner) hat doch tatsächlich ein herzeigbares Freibad … eine willkommene Entspannung.



5. Etappe: Pleinting (D) – Aschach (A) (101 km),
So, 05.08.2007


Pleinting – Passau – Grenze D/A –Engelhardtszell – Aschach an der Donau

Die heutige Etappe bringt mir doch erheblichen Gegenwind. In Passau verliere ich bei der komplizierten Stadtdurchfahrt mindestens 30 min. Die Wegführung ist irreführend, zudem Straßensperrungen durch Baustellen (warum müssen die Passauer auch ihre Nibelungenhalle abreißen?) … und dann noch ein großer Feind für das geplagte Sitzfleisch: Kopfsteinpflaster.


Dafür entschädigt der mediterran angelegte Innkai. Dreie kleine Snickers später gehts aber weiter zum wohl berühmtesten Ort in Passau,


wo Donau, Inn und Ilz der Drei-Flüsse-Stadt optisch ihren Stempel aufdrücken. Gut zu erkennen ist der farbliche Kontrast:
Im Hintergrund die dunkelgrüne Donau, im Vordergrund der sandgrüne Inn.


Die Donauschleife bei Schlögen (A).


Die Uferpromenade von Aschach (A), dem heutigen Etappenziel


101 km
Durchschnitt: 21,5 km/h
Fahrzeit: 4:42 Std netto, 5:45 Std brutto
Durchschnittspuls: 121
Energieumsatz: 3.020 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 3,75 Liter



6. Etappe: Aschach (A) – Ybbs (A), (111 km),
Mo, 06.08.2007


Aschach an der Donau – Ottensheim – Linz – Mauthausen – Grein – Ybbs

Mit traumhaftem Wetter geht’s heute durch Oberösterreich bis nach Niederösterreich (Ybbs).

Linz ist eine einzige Baustelle, da es im nächsten Jahr den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen darf. Einen Abstecher in die Innenstadt erspare ich mir daher.

Herrlich ausgebaute Wege kann ich heute fahren - nicht umsonst gilt der Donauradweg zwischen Passau und Wien als der beliebteste Radwanderweg Europas. Die Gastfreundlichkeit der Menschen kommt hinzu: ich kann kaum einen Blick auf die Radkarte werfen, ohne dass mir von irgendjemand Hilfe angeboten wird. Überall gibt es radlerfreundliche Gastwirtschaften und Gasthöfe.


Die Greinburg bei Grein (A)


Im Etappenziel Ybbs gibt es doch tatsächlich keinen öffentlichen Internetzugang. Der Gastwirt gibt zu, dass dies eine Marktlücke in Ybbs ist. Naja, die Österreicher haben es halt nicht so mit dem w-w-w.

111 km
Fahrzeit: 5:15 Std netto, 7:30 Std brutto
Durchschnitt: 21,1 km/h
Durchschnittspuls: 118
Energieumsatz: 3.195 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 4,5 Liter

 

7. Etappe: Ybbs (A) – Klosterneuburg (A) bei Wien, 130 km, Di, 07.08.2007

Ybbs –Pöchlarn – Krems – Turlln – Klosterneuburg


Ein heißer Sommertag in der Wachau mit über 30 Grad. Am Wegesrand laden die zahlreichen Weinstuben ein, ja sogar kostenlose Kostproben von Schnaps, Wein, Honig usw. stehen für Radfahrer und Wanderer bereit. Doch all die Verlockungen müssen unberücksichtigt bleiben, wenn ich das Ziel in Ungarn nicht aus den Augen verlieren will. Die Wachau ist doch auch eine eigene Reise wert.


Ich fühle mich geehrt ... aber nicht heilig.
 




Weinberge in der Wachau
 


Die Hitze und Sonne ist für den Weinjahrgang 2007 sicherlich förderlich – ich werde dadurch schon zum zweiten Mal auf der Tour zum „Schmieren“ mit Sonnencreme genötigt … und das bei kühlem Regen in Deutschland…
Ich habe inzwischen eine interessante Körper“bemalung“: dunkel und weiß, abwechseln wie ein Zebra (siehe auch „Tanzpause“).

Kurz vor dem Etappenziel mischt sich die Sonnencreme mit den ersten Regentropfen auf der Tour. Doch der Sommerschauer ist eine willkommene Abkühlung auf der bislang längsten Etappe. Ein österreichischer Radler wartet mit mir gemeinsam unter einem Baum auf das Ende des Schauers. Er verfolgt über ein Mini-Radio die Nachrichten und Wetterbericht und gibt mir für meine Fahrtrichtung besseres Wetter mit auf dem Weg.


130 km
Fahrzeit 6:11 Std netto, 7:45 Std brutto
Durchschnitt 21,0 km/h
Durchschnittspuls: 117
Energieumsatz: 3.727 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 4,25 Liter




8. Etappe: Klosterneuburg (A) - Bad Deutsch Altenburg (A), 65 km, Mi, 08.08.2007


Klosterneuburg – Wien – Bad Deutsch Altenburg

Eigentlich war heute ein Ruhetag mit wenigen Kilometern auf dem Rad geplant. Doch die Hitze, der Gegenwind, die vielen Umwege und ein bisschen eigene Dummheit haben daraus schnell eine anstrengende und auch längere Etappe werden lassen.


"UNO-Stadt" in Wien

 

Die Durchfahrt durch Wien ist kompliziert mit vielen Umwegen. Auch hier spare ich mir eine Stadtbesichtigung. Wien ist eine Extra-Reise wert. Eine größere Baustelle hinter Wien lässt die Radwegumleitung sogar zusätzliche 12km durch den Wald führen. Und auf diesem sandigen Weg plötzlich: Eine Schlange vor mir auf dem Weg, ca, 1,5m lnag, dunkelgrün glänzend und sich im warmen Sand sonnend. Durch eine schnelle Lenkerbewegung kann ich gerade noch ausweichen … beide suchen wir beide erschrocken schleunigst das Weite. Die auf diesem Streckenabschnitt geplante Getränkepause verlege ich aus Respekt auf die Kriech- und Krabbeltiere im Sand um einige Kilometer in das freie Feld…

Nach Wien folgt ein unendlich erscheinender Dammweg. 20km nur geradeaus, ohne ein Dorf oder ein Haus. Links und rechts ein Streifen Wiese und dann Wald, soweit das Auge reicht. Die Fahr geht mitten in der prallen Sonne, ohne Schatten (und wieder grüßt das Zebra)… vor mir das menschenleere, bis an den Horizont reichende Wegstück. Und doch sehe irgendwann in der Ferne eine Rad-Reisegruppe und überhole diese auch. Ein Jugendlicher der Gruppe hängt sich bei mir mehrere Kilometer in den Windschatten um dann zu überholen … und dann lasse ich mich zu einer Dummheit verleiten: Ich gehe (fahre) hinterher und erreiche seinen Windschatten. Hohe Geschwindigkeit, es läuft rund, also setze ich zum Überholen dann und fahre noch schneller an dem Radler vorbei. Es war ein verdutztes Gesicht, in das ich beim Überholen geschaut habe. Er hat wohl gedacht, dass er mich schon längst abgehängt hätte. Er lässt demotiviert abreißen und wartet wieder auf seine Gruppe. Beim Blick auf den Tacho erschrecke ich: 42 km/h … und das mit 25kg Gepäck!? Ganz schnell pendle ich mich wieder in meine eigentliche Reisegeschwindigkeit zwischen 21 und 26 km/h ein. Doch der über mehrere Kilometer andauernde Geschwindigkeitsrausch bleibt nicht folgenlos: Meine linke Wade zwickt. Was für eine Dummheit ich doch gemacht habe! Auch trotz gleichmäßiger und vorsichtiger Weiterfahrt bleibt die Wade angespannt. Erst am Zielort kann ich durch Dehnen und Entspannung im Pool Linderung erreichen. Das scheint noch einmal gut gegangen zu sein. Aber durch so eine Dummheit kann ich (kurz vor dem Ziel) die ganze Tour gefährden. Wenn einen der Ehrgeiz packt…


65 km
Fahrzeit 3:11 Std netto, 3:45 Std brutto
Durchschnitt 20,4 km/h
Durchschnittspuls 114
Energieumsatz: 1.867 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 3,0 Liter




Ruhetag in Bad Deutsch Altenburg, 15 km,
Do, 09.08.2007


Jetzt bin ich in einem Kurzentrum in Bad Deutsch Altenburg an der Grenze Österreich/Slowakei. Da schlägt das Radfahrerherz höher: Swimming-Pool, Whirl-Pool, Sauna, Solarium … und morgen werde ich mir eine Massage gönnen. Dazu gutes Essen, guter Service und Kulturdenkmäler zum Anschauen. Es war schnell entschieden, dass ich hier einen Tag verlängere und am Donnerstag einen Ruhetag einlege. Nicht weit entfernt, wo ich auch ein Internet-Café (mit echtem DSL!!!) gefunden habe.

Es steht der Radler-Mehrkampf an: Essen, Massage, Sauna, Pool, Whirlpool … einfach herrlich entspannend.


Auf dem Weg in das Internet-Café nach Hainburg: Radweg-Allee

 

15 Kilometer bewege ich das Fahrrad aber trotz Ruhetag, um in das Internet-Café nach Hainburg und in das römische Amphitheater nach Petronell-Carnuntum zu kommen. Dies aist auch wichtig, um im Rhythmus zu bleiben. Völlige Radabstinenz wäre am Ruhetag eher kontraproduktiv.


Römisches Amphitheater bei Petronell-Carnuntum
 


Morgen werde ich die Grenze zur Slowakei überqueren. Rund 800km habe ich bereits absolviert, aber jetzt beginnt der besondere Teil der Tour. Vieles wird sich ändern: Sprache, Kultur, Währung … und auch die Radwegbeschilderung wird wohl eher „defensiv“ sein. Ich bin auch gespannt, inwiefern Internetcafés greifbar sind.

 

 


9. Etappe: Bad Deutsch Altenburg (A) – Komárno (SK), 133km, Fr, 10.08.2007

Bad Deutsch Altenburg (A) – Grenze A/SK – Bratislava (SK) – Komárno (SK)

Die Etappe beginnt bei relativ frischer Witterung um 17 Grad Nieselregen. In der zweiten Tageshälfte bekomme ich aber wieder standardgemäß Sonneschein und über 25 Grad.
Mit MPs bewaffnete Öschi-Polizisten verscheuchen mich in Grenzbereich zur Slowakei vom Radweg und schicken mich auf die Straße. Ein etwas komisches Gefühl ist es schon, sich als Radfahrer in die LKW- und PKW-Schlange für die Passkontrolle einzureihen.


Die Pressburg in Bratislava (SK)
 


Nach Bratislava verliere ich den Radweg und verfahre mich ins Landesinnere. Über Landstraßen und einem Umweg von 20 km finde ich zur Donau zurück.


 

Hätte ich gerne öfters gesehen: Radwegschild in der Slowakei

Ab Bratislava finden sich kaum mehr Radfahrer an der Donau; nur Verrüc… bzw. Abenteurer sind jetzt noch mit dem Fahrrad unterwegs.


 

Den in den Radlerkarten angekündigten endlosen Dammweg finde ich dann auch. Mit Rückenwind erhöht sich die Reisegeschwindigkeit schnell auf 32 km/h. Doch der Untergrund wechselt: Tiefe Kieselsteinwege sind Gift für meine doch relativ schmalen Reifen. Ich sinke ein und schwimme förmlich. Mehr als 16 km/h mit vollem Krafteinsatz sind da nicht drin. Nach 15 km kraftraubender Kieselsteinstrecke verlasse ich den Radweg und wechsle auf die Landstraßen.


Dorf in der Slowakei


Ein Haus mit "Charme" in der Slowakei
 


In Komárno finde ich das „beste“ Hotel der Stadt: Hotel Europa mit drei Sternen. Wo die herkommen ist mir völlig schleierhaft. Keine Geld-Wechsel möglich (trotz Schuld „Change24h“), das dreckigste Zimmer auf der Tour, ein Frühstück nur auf Nachfrage und für Schlankheitspatienten … ich wollte das Abenteuer, jetzt habe ich es!


133km
Fahrzeit 6:30 Std netto, 7:30 Std brutto
Durchschnitt 20,5 km/h
Durchschnittspuls 116
Energieumsatz: 3.867 Kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 3,0 Liter





10. und letzte Etappe: Komárno (SK) – Budapest (HU),
118 km, Sa, 11.08.2007


Komárno (SK) – Sturuvo (SK) – Grenze SK/HU – Esztergom (HU) – Szentendre (HU) – Budapest (HU)

GESCHAFFT!!!
Nach 1.072km habe ich die Donaumetropole von der Murrmetropole Backnang mit dem Fahrrad erreicht.


Genau um 17.50 Uhr kann ich mein Finisher-Foto an der Donau mit dem Parlamentsgebäude im Hintergrund machen. Ein unbeschreibliches Gefühl! Ohne Verletzung, ohne wirkliche gesundheitliche Probleme, ohne Unfall, Ohne Defekt, fast nur mit schönem Wetter und schneller als Gedacht … habe ich Budapest erreicht!!!

Aufgrund der schlechten Erfahrungen vom Vortag weiche ich heute frühzeitig auf die Landstraßen aus. Daher wird es heute mit durchschnittlich über 22km/h auch die schnellste Etappe. Nun gut, so kurz vor dem Zile habe ich zudem auch ein bisschen mehr „Gas“ gegeben.


 
Noch vom slowakischen Ufer sehe ich auf der andeeren Donauseite die Basilika von Esztergom (HU) - der größten Kirche Ungarns.
 

 


Der Blick vom ungarischen Ufer zur slowakischen Doanuseite: Auf der Eisenbrücke passiere ich die Grenze SK/HU.
 



Kurz vor Budapest werde ich noch schnell von einem Sommerschauer begrüßt, bevor ich endgültig in die Donau-Metropole einfahren darf. Ach ja, ein Storch auf einer Wiese bildet das Empfangskomitee.


 

Ungefähr 10km vor dem Ziel erkenne ich den Burgpalast von Budapest: Schnell den Foto gezückt und diesen ersten optischen Kontakt mit Budapest festgehalten. Ein ungarischer Radler spricht mich an, ob alles ok ist. Er gratuliert mir zu meiner (fast erreichten) Zielankunft und freut sich mit mir. Wir schlagen uns mit high-five ab.

Mit den ungarischen Tischtennis-Freunden Szabolcs und Banlaki genieße ich das Finisher-Bier. Natürlich darf der traditionelle ungarische Gulasch nicht fehlen. Hochprozentiges aus Ungarn gesellt sich dazu.


 



Mein letzte Übernachtung wird heute im Tischtennis-Leistungszentrum von Statisztika Budapest sein. Morgen (Sonntag) werde ich von Budapest nach Stuttgart zurückfliegen. Um 22.55 Uhr werde ich dann wieder schwäbischen Boden unter den Füßen haben.


118km
Fahrzeit 5:18 Std netto, 7:30 Std brutto
Durchschnitt: 22,3 km/h
Durchschnittspuls 120
Energieumsatz 3.597 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 3,5 Liter



Tour-Rückblick:
Die Radtour hätte besser nicht „laufen“ können. Wenn man von dem verklemmten Klickpedal (verlorene Schraube) absieht, hatte ich keinen Defekt. Nicht einmal die Reifen haben zusätzliche Luft gebraucht!

Das Wetter hat es ebenfalls gut mit mir gemeint. Grundsätzlich hatte ich Sonnenschein und mindestens 25 Grad. Lediglich zwei Sommerschauer kurz vor Wien und Budapest haben mir gezeigt, dass das Wetter auch dauerhaft hätte anders sein können.
Somit hatte ich perfekte Rahmenbedingungen während der Tour.

In den ersten zwei Tagen war ich durch einen Infekt leicht geschwächt. Auch hat mich das Sitzfleisch in den ersten Tagen doch geärgert. Aber ernsthafte gesundheitliche Probleme hatte ich keine.
Auch von Unfällen oder Stürzen blieb ich während der Tour verschont. Doch zwei Beinahe-Zusammenstöße haben gezeigt, wie leicht etwas passieren kann. Ach ja, drei Tage nach der Radtour wollte ich meine Ausdauer beim Joggen im heimischen Plattenwald beweisen. Nach 300m stand mir eine Wurzel im Weg … eine Knochenabsplitterung im Mittelfuß und 10 Wochen sportfreie Zeit war die Folge.



Danke
… an alle, die mich vor oder während der Tour durch Taten, e-mails, Gästebucheinträge, Anrufe usw. unterstützt und motiviert haben!

 

 

1. Etappe: Backnang – Abtsgmünd (63km)

Di, 31.07.2007


Backnang – Murrtal: Sulzbach/Murr – Murrhardt – „Schanze“ – Rottal: Unterrot – Kochertal: Sulzbach-Laufen – Untergröningen – Abtsgmünd

 

Nachdem die „Spritz“-Tour in Frankreich (früher auch „Tour de France“ genannt) sein Ende gefunden hat, kann ich meine Tour in Angriff nehmen. Ein befreiendes Gefühl, endlich auf dem Sattel zu sitzen.

 


In Sulzbach/Murr ruft mir Lucas (4 Jahre) nach: „ Du musst Dich aber anstrengen…“ Schneller als gewünscht werde ich mich daran erinnern…

 

Auf der „Schanze“ mache ich die einzige Rast der heutigen Etappe. Ein kleiner Rückblick in das Murrtal bevor es in das Rottal hinabgeht. Jetzt stellt sich bei mir das Gefühl ein, dass ich wirklich unterwegs bin.

 

Im idyllischen Kochertal (Landschaften wie im Allgäu) postieren sich immer wieder Fisch- oder Graureiher im Flusslauf. In dem Dorf Wölsstein verliere ich den Radweg, doch schnell öffnet sich eine Balkontüre und mir wird der rechte Weg gezeigt. Danke, denn die Gastfreundschaft erspart mir einen kilometerlangen Umweg. 63 Kilometer bis Abtsgmünd als Halbetappe ist am ersten Tag ausreichend und gut zum Einrollen sowie Hineinhören in Körper und Fahrrad. Mein Befund: Alles ok und ich fühle mich fit für die morgige Überquerung der Ostalb Ein bisschen Sorgen macht mir noch das Gepäck mit 26,5 kg …


63km

Fahrzeit: 3:05 Std netto, 3:35 brutto

Durchschnitt: 20,4 km/h

Pulsdurchschnitt: 126

Energieumsatz: 2.080 Kcal

Flüssigkeitsaufnahme: 3,0 Liter

 

 

 

 

2. Etappe: Abtsgmünd – Neuburg an der Donau (121 km),

Mi, 01.08.2007


Kochertal: Abtsgmünd – Hüttlingen – Jagsttal: Westhausen –Lauchheim – Bopfingen – Nördlingen – Harburg – Donautal: Donauwörth – Neuburg an der Donau

 

Ich fühle mich um Jahrtausende zurückversetzt. Gut, meinen Reispass hätte ich dabei… aber ob die Römer einen nicht-gallischen aber germanischen Radfahrer passieren lassen? Einige Etappen später (hinter Wien) werde ich dann nochmals auf Römer bzw. ein römisches Amphitheater treffen (siehe Ruhetag nach der 8. Etappe)

 

Bei Bopfingen fahre ich an einem alten Haus im Dornröschenschlaf vorbei … und kehre für ein Foto um, denn irgendwie finde ich es faszinierend.


Mein persönliches Alpe d`Huez mit der Überquerung der Ostalb ist endlich zu Ende – die vermeintliche Königsetappe der Tour. Ein ständiges Auf- und Ab, Gegenwind und ein leichter Infekt machen mir zu schaffen.

 

Die Kapfenburg hat beim ersten Anblick noch freundlich aus der Ferne gegrüßt. Gedanklich komme ich zur Musik, denn in der Burg bilden sich musische Gruppen weiter. Doch schon beim Rückblick auf die Burg bin ich mitten im Auf- und Ab der Ostalb. Die Musik in meine Gedanken passt sich dem rhythmischen und trägen Pulsieren der Waden an.

 

In Donauwörth finde ich mich mit der smaragdgrünen Donau zu einem Duett für den Rest meiner Tour: Der Donauwälzer steht an – der Tanz beginnt!!!


121 km

Fahrzeit: 6:57 Std netto, 9:15 brutto

Durchschnitt: 17,4 km/h

Pulsdurchschnitt: 127

Energieumsatz: 5.336 kcal

Flüssigkeitsaufnahme: 5,25 Liter

 

 

 

 

 

3.Etappe: Neuburg an der Donau – Regensburg (108km),

Do, 02.08.2007


Neuburg an der Donau – Ingolstadt – Kloster Weltenburg – Donaudurchbruch – Kelheim – Regensburg


Endlich eine Flachetappe … und sogar leichter Rückenwind schiebt zeitweise mit an. Eine Schlechtwetterfront verfolgt mich und lässt dadurch die Trittfrequenz höher steigen.

 

Dieser Weg ist das Ziel!

 

 

Ein romantischer Nebenfluss der Donau…

 


...lädt zu einer Rast ein.

 

 

Hopfen und Malz – Gott erhalts! Es geht in Richtung …

 

Kloster Weltenburg, dem einzigen Grund, während dem Radfahren Alkohol zu trinken: das dunkle Klosterbräu, eingeschenkt im herrlichen Biergarten im Innenhof des Klosters.

 

Anschließend die Schifffahrt durch den Donaudurchbruch, einfach ein herrlich. Weiter geht’s mit Rückenwind nach Regensburg.

In Regensburg ist die Hotelsuche nicht ganz einfach. Belegte oder überteuerte Hotelzimmer sind die Ergebnisse der ersten Anfragen. Auch wenn ich noch ein Zimmer finde, werde ich künftig nicht mehr in größeren Städten übernachten. Das Preis-Leistungsverhältnis ist auf dem „Land“ viel besser.


108 km

Fahrzeit: 5:15 Std netto, 8:20 Std brutto

Durchschnitt: 20,6 km/h

Pulsdurchschnitt: 121

Energieumsatz: 3.611 kcal

Flüssigkeitsaufnahme: 4,00 l + 0,4l dunkler Klosterbräu

 

4. Etappe: Regensburg – Pleinting bei Vilshofen (122km),
Fr, 03.08.200
7


Regensburg – Wörth an der Donau – Straubing – Deggendorf – Pleinting

Heute eine spätere Abfahrt (10.30 Uhr), da ich in Regensburg ein Internet-Café gefunden habe, das tatsächlich auch geöffnet hat…

 

Beim Etappenstart in der Altstadt in Regensburg weist mich ein Herr darauf hin, dass ich unbedingt die Basilika St. Emeram anschauen müsse: „Do kriegens an Herfinfarkt, so schee is di …“ … und er hatte Recht. Obwohl ich schon spät dran war, ein Blick in die Basilika hat sich gelohnt.


Unterwegs spüre ich doch immer stärker das rebellierende Sitzfleisch, selbst das regelmäßige Wechseln der Sitzposition bringt nur wenig Linderung.

Ein Kleinod ist die Donau-Fähre bei Niederalteich. Ich bin der einzige Fahrgast der Fähre, die auch nur Radfahrer und Fußgänger transportiert.


Kurz vor dem Etappenziel Pleinting eine Schrecksekunde: ich komme aus dem rechten Klickpedal nicht mehr heraus. Ich muss den Schuh während der Fahrt im Klickpedal ausziehen, dann lässt er sich im Stehen mit Gewalt „ausklicken“. Eine verlorene Schraube ist die Ursache … die mir eine Autowerkstatt in dem ländlichen Pleinting kostenlos wieder ersetzt („Passt scho“).


Morgen ist endlich der erste Ruhetag!!!


122km
Durchschnitt: 20,9 km/h
Fahrzeit: 5:50 Std netto, 8:35 brutto
Durchschnittspuls: 117
Energieumsatz: 3.722 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 4,5 Liter



Ruhetag in Pleinting bei Vilshofen ,
Sa, 04.08.2007


Endlich Ruhetag! Das Sitzfleisch hat die Pause auch dringend notwendig…

In dem herrlichen, familiär geführten Landgasthof Baumgartner (Tipp!) lässt es sich gut erholen.


Trotzdem stehen ein paar Kilometer mit dem Rad nach Vilshofen in ein Internet-Café und wieder zurück nach Pleinting an. So bleibe ich auch im Radffahr-Rhythmus. Das kleine Dorf Pleinting (geschätzte 500 Einwohner) hat doch tatsächlich ein herzeigbares Freibad … eine willkommene Entspannung.



5. Etappe: Pleinting (D) – Aschach (A) (101 km),
So, 05.08.2007


Pleinting – Passau – Grenze D/A –Engelhardtszell – Aschach an der Donau

Die heutige Etappe bringt mir doch erheblichen Gegenwind. In Passau verliere ich bei der komplizierten Stadtdurchfahrt mindestens 30 min. Die Wegführung ist irreführend, zudem Straßensperrungen durch Baustellen (warum müssen die Passauer auch ihre Nibelungenhalle abreißen?) … und dann noch ein großer Feind für das geplagte Sitzfleisch: Kopfsteinpflaster.


Dafür entschädigt der mediterran angelegte Innkai. Dreie kleine Snickers später gehts aber weiter zum wohl berühmtesten Ort in Passau,


wo Donau, Inn und Ilz der Drei-Flüsse-Stadt optisch ihren Stempel aufdrücken. Gut zu erkennen ist der farbliche Kontrast:
Im Hintergrund die dunkelgrüne Donau, im Vordergrund der sandgrüne Inn.


Die Donauschleife bei Schlögen (A).


Die Uferpromenade von Aschach (A), dem heutigen Etappenziel


101 km
Durchschnitt: 21,5 km/h
Fahrzeit: 4:42 Std netto, 5:45 Std brutto
Durchschnittspuls: 121
Energieumsatz: 3.020 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 3,75 Liter



6. Etappe: Aschach (A) – Ybbs (A), (111 km),
Mo, 06.08.2007


Aschach an der Donau – Ottensheim – Linz – Mauthausen – Grein – Ybbs

Mit traumhaftem Wetter geht’s heute durch Oberösterreich bis nach Niederösterreich (Ybbs).

Linz ist eine einzige Baustelle, da es im nächsten Jahr den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen darf. Einen Abstecher in die Innenstadt erspare ich mir daher.

Herrlich ausgebaute Wege kann ich heute fahren - nicht umsonst gilt der Donauradweg zwischen Passau und Wien als der beliebteste Radwanderweg Europas. Die Gastfreundlichkeit der Menschen kommt hinzu: ich kann kaum einen Blick auf die Radkarte werfen, ohne dass mir von irgendjemand Hilfe angeboten wird. Überall gibt es radlerfreundliche Gastwirtschaften und Gasthöfe.


Die Greinburg bei Grein (A)


Im Etappenziel Ybbs gibt es doch tatsächlich keinen öffentlichen Internetzugang. Der Gastwirt gibt zu, dass dies eine Marktlücke in Ybbs ist. Naja, die Österreicher haben es halt nicht so mit dem w-w-w.

111 km
Fahrzeit: 5:15 Std netto, 7:30 Std brutto
Durchschnitt: 21,1 km/h
Durchschnittspuls: 118
Energieumsatz: 3.195 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 4,5 Liter

 

7. Etappe: Ybbs (A) – Klosterneuburg (A) bei Wien, 130 km, Di, 07.08.2007

Ybbs –Pöchlarn – Krems – Turlln – Klosterneuburg


Ein heißer Sommertag in der Wachau mit über 30 Grad. Am Wegesrand laden die zahlreichen Weinstuben ein, ja sogar kostenlose Kostproben von Schnaps, Wein, Honig usw. stehen für Radfahrer und Wanderer bereit. Doch all die Verlockungen müssen unberücksichtigt bleiben, wenn ich das Ziel in Ungarn nicht aus den Augen verlieren will. Die Wachau ist doch auch eine eigene Reise wert.


Ich fühle mich geehrt ... aber nicht heilig.
 




Weinberge in der Wachau
 


Die Hitze und Sonne ist für den Weinjahrgang 2007 sicherlich förderlich – ich werde dadurch schon zum zweiten Mal auf der Tour zum „Schmieren“ mit Sonnencreme genötigt … und das bei kühlem Regen in Deutschland…
Ich habe inzwischen eine interessante Körper“bemalung“: dunkel und weiß, abwechseln wie ein Zebra (siehe auch „Tanzpause“).

Kurz vor dem Etappenziel mischt sich die Sonnencreme mit den ersten Regentropfen auf der Tour. Doch der Sommerschauer ist eine willkommene Abkühlung auf der bislang längsten Etappe. Ein österreichischer Radler wartet mit mir gemeinsam unter einem Baum auf das Ende des Schauers. Er verfolgt über ein Mini-Radio die Nachrichten und Wetterbericht und gibt mir für meine Fahrtrichtung besseres Wetter mit auf dem Weg.


130 km
Fahrzeit 6:11 Std netto, 7:45 Std brutto
Durchschnitt 21,0 km/h
Durchschnittspuls: 117
Energieumsatz: 3.727 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 4,25 Liter




8. Etappe: Klosterneuburg (A) - Bad Deutsch Altenburg (A), 65 km, Mi, 08.08.2007


Klosterneuburg – Wien – Bad Deutsch Altenburg

Eigentlich war heute ein Ruhetag mit wenigen Kilometern auf dem Rad geplant. Doch die Hitze, der Gegenwind, die vielen Umwege und ein bisschen eigene Dummheit haben daraus schnell eine anstrengende und auch längere Etappe werden lassen.


"UNO-Stadt" in Wien

 

Die Durchfahrt durch Wien ist kompliziert mit vielen Umwegen. Auch hier spare ich mir eine Stadtbesichtigung. Wien ist eine Extra-Reise wert. Eine größere Baustelle hinter Wien lässt die Radwegumleitung sogar zusätzliche 12km durch den Wald führen. Und auf diesem sandigen Weg plötzlich: Eine Schlange vor mir auf dem Weg, ca, 1,5m lnag, dunkelgrün glänzend und sich im warmen Sand sonnend. Durch eine schnelle Lenkerbewegung kann ich gerade noch ausweichen … beide suchen wir beide erschrocken schleunigst das Weite. Die auf diesem Streckenabschnitt geplante Getränkepause verlege ich aus Respekt auf die Kriech- und Krabbeltiere im Sand um einige Kilometer in das freie Feld…

Nach Wien folgt ein unendlich erscheinender Dammweg. 20km nur geradeaus, ohne ein Dorf oder ein Haus. Links und rechts ein Streifen Wiese und dann Wald, soweit das Auge reicht. Die Fahr geht mitten in der prallen Sonne, ohne Schatten (und wieder grüßt das Zebra)… vor mir das menschenleere, bis an den Horizont reichende Wegstück. Und doch sehe irgendwann in der Ferne eine Rad-Reisegruppe und überhole diese auch. Ein Jugendlicher der Gruppe hängt sich bei mir mehrere Kilometer in den Windschatten um dann zu überholen … und dann lasse ich mich zu einer Dummheit verleiten: Ich gehe (fahre) hinterher und erreiche seinen Windschatten. Hohe Geschwindigkeit, es läuft rund, also setze ich zum Überholen dann und fahre noch schneller an dem Radler vorbei. Es war ein verdutztes Gesicht, in das ich beim Überholen geschaut habe. Er hat wohl gedacht, dass er mich schon längst abgehängt hätte. Er lässt demotiviert abreißen und wartet wieder auf seine Gruppe. Beim Blick auf den Tacho erschrecke ich: 42 km/h … und das mit 25kg Gepäck!? Ganz schnell pendle ich mich wieder in meine eigentliche Reisegeschwindigkeit zwischen 21 und 26 km/h ein. Doch der über mehrere Kilometer andauernde Geschwindigkeitsrausch bleibt nicht folgenlos: Meine linke Wade zwickt. Was für eine Dummheit ich doch gemacht habe! Auch trotz gleichmäßiger und vorsichtiger Weiterfahrt bleibt die Wade angespannt. Erst am Zielort kann ich durch Dehnen und Entspannung im Pool Linderung erreichen. Das scheint noch einmal gut gegangen zu sein. Aber durch so eine Dummheit kann ich (kurz vor dem Ziel) die ganze Tour gefährden. Wenn einen der Ehrgeiz packt…


65 km
Fahrzeit 3:11 Std netto, 3:45 Std brutto
Durchschnitt 20,4 km/h
Durchschnittspuls 114
Energieumsatz: 1.867 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 3,0 Liter




Ruhetag in Bad Deutsch Altenburg, 15 km,
Do, 09.08.2007


Jetzt bin ich in einem Kurzentrum in Bad Deutsch Altenburg an der Grenze Österreich/Slowakei. Da schlägt das Radfahrerherz höher: Swimming-Pool, Whirl-Pool, Sauna, Solarium … und morgen werde ich mir eine Massage gönnen. Dazu gutes Essen, guter Service und Kulturdenkmäler zum Anschauen. Es war schnell entschieden, dass ich hier einen Tag verlängere und am Donnerstag einen Ruhetag einlege. Nicht weit entfernt, wo ich auch ein Internet-Café (mit echtem DSL!!!) gefunden habe.

Es steht der Radler-Mehrkampf an: Essen, Massage, Sauna, Pool, Whirlpool … einfach herrlich entspannend.


Auf dem Weg in das Internet-Café nach Hainburg: Radweg-Allee

 

15 Kilometer bewege ich das Fahrrad aber trotz Ruhetag, um in das Internet-Café nach Hainburg und in das römische Amphitheater nach Petronell-Carnuntum zu kommen. Dies aist auch wichtig, um im Rhythmus zu bleiben. Völlige Radabstinenz wäre am Ruhetag eher kontraproduktiv.


Römisches Amphitheater bei Petronell-Carnuntum
 


Morgen werde ich die Grenze zur Slowakei überqueren. Rund 800km habe ich bereits absolviert, aber jetzt beginnt der besondere Teil der Tour. Vieles wird sich ändern: Sprache, Kultur, Währung … und auch die Radwegbeschilderung wird wohl eher „defensiv“ sein. Ich bin auch gespannt, inwiefern Internetcafés greifbar sind.

 

 


9. Etappe: Bad Deutsch Altenburg (A) – Komárno (SK), 133km, Fr, 10.08.2007

Bad Deutsch Altenburg (A) – Grenze A/SK – Bratislava (SK) – Komárno (SK)

Die Etappe beginnt bei relativ frischer Witterung um 17 Grad Nieselregen. In der zweiten Tageshälfte bekomme ich aber wieder standardgemäß Sonneschein und über 25 Grad.
Mit MPs bewaffnete Öschi-Polizisten verscheuchen mich in Grenzbereich zur Slowakei vom Radweg und schicken mich auf die Straße. Ein etwas komisches Gefühl ist es schon, sich als Radfahrer in die LKW- und PKW-Schlange für die Passkontrolle einzureihen.


Die Pressburg in Bratislava (SK)
 


Nach Bratislava verliere ich den Radweg und verfahre mich ins Landesinnere. Über Landstraßen und einem Umweg von 20 km finde ich zur Donau zurück.


 

Hätte ich gerne öfters gesehen: Radwegschild in der Slowakei

Ab Bratislava finden sich kaum mehr Radfahrer an der Donau; nur Verrüc… bzw. Abenteurer sind jetzt noch mit dem Fahrrad unterwegs.


 

Den in den Radlerkarten angekündigten endlosen Dammweg finde ich dann auch. Mit Rückenwind erhöht sich die Reisegeschwindigkeit schnell auf 32 km/h. Doch der Untergrund wechselt: Tiefe Kieselsteinwege sind Gift für meine doch relativ schmalen Reifen. Ich sinke ein und schwimme förmlich. Mehr als 16 km/h mit vollem Krafteinsatz sind da nicht drin. Nach 15 km kraftraubender Kieselsteinstrecke verlasse ich den Radweg und wechsle auf die Landstraßen.


Dorf in der Slowakei


Ein Haus mit "Charme" in der Slowakei
 


In Komárno finde ich das „beste“ Hotel der Stadt: Hotel Europa mit drei Sternen. Wo die herkommen ist mir völlig schleierhaft. Keine Geld-Wechsel möglich (trotz Schuld „Change24h“), das dreckigste Zimmer auf der Tour, ein Frühstück nur auf Nachfrage und für Schlankheitspatienten … ich wollte das Abenteuer, jetzt habe ich es!


133km
Fahrzeit 6:30 Std netto, 7:30 Std brutto
Durchschnitt 20,5 km/h
Durchschnittspuls 116
Energieumsatz: 3.867 Kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 3,0 Liter





10. und letzte Etappe: Komárno (SK) – Budapest (HU),
118 km, Sa, 11.08.2007


Komárno (SK) – Sturuvo (SK) – Grenze SK/HU – Esztergom (HU) – Szentendre (HU) – Budapest (HU)

GESCHAFFT!!!
Nach 1.072km habe ich die Donaumetropole von der Murrmetropole Backnang mit dem Fahrrad erreicht.


Genau um 17.50 Uhr kann ich mein Finisher-Foto an der Donau mit dem Parlamentsgebäude im Hintergrund machen. Ein unbeschreibliches Gefühl! Ohne Verletzung, ohne wirkliche gesundheitliche Probleme, ohne Unfall, Ohne Defekt, fast nur mit schönem Wetter und schneller als Gedacht … habe ich Budapest erreicht!!!

Aufgrund der schlechten Erfahrungen vom Vortag weiche ich heute frühzeitig auf die Landstraßen aus. Daher wird es heute mit durchschnittlich über 22km/h auch die schnellste Etappe. Nun gut, so kurz vor dem Zile habe ich zudem auch ein bisschen mehr „Gas“ gegeben.


 
Noch vom slowakischen Ufer sehe ich auf der andeeren Donauseite die Basilika von Esztergom (HU) - der größten Kirche Ungarns.
 



Der Blick vom ungarischen Ufer zur slowakischen Doanuseite: Auf der Eisenbrücke passiere ich die Grenze SK/HU.
 



Kurz vor Budapest werde ich noch schnell von einem Sommerschauer begrüßt, bevor ich endgültig in die Donau-Metropole einfahren darf. Ach ja, ein Storch auf einer Wiese bildet das Empfangskomitee.


 

Ungefähr 10km vor dem Ziel erkenne ich den Burgpalast von Budapest: Schnell den Foto gezückt und diesen ersten optischen Kontakt mit Budapest festgehalten. Ein ungarischer Radler spricht mich an, ob alles ok ist. Er gratuliert mir zu meiner (fast erreichten) Zielankunft und freut sich mit mir. Wir schlagen uns mit high-five ab.

Mit den ungarischen Tischtennis-Freunden Szabolcs und Banlaki genieße ich das Finisher-Bier. Natürlich darf der traditionelle ungarische Gulasch nicht fehlen. Hochprozentiges aus Ungarn gesellt sich dazu.


 



Mein letzte Übernachtung wird heute im Tischtennis-Leistungszentrum von Statisztika Budapest sein. Morgen (Sonntag) werde ich von Budapest nach Stuttgart zurückfliegen. Um 22.55 Uhr werde ich dann wieder schwäbischen Boden unter den Füßen haben.


118km
Fahrzeit 5:18 Std netto, 7:30 Std brutto
Durchschnitt: 22,3 km/h
Durchschnittspuls 120
Energieumsatz 3.597 kcal
Flüssigkeitsaufnahme: 3,5 Liter



Tour-Rückblick:
Die Radtour hätte besser nicht „laufen“ können. Wenn man von dem verklemmten Klickpedal (verlorene Schraube) absieht, hatte ich keinen Defekt. Nicht einmal die Reifen haben zusätzliche Luft gebraucht!

Das Wetter hat es ebenfalls gut mit mir gemeint. Grundsätzlich hatte ich Sonnenschein und mindestens 25 Grad. Lediglich zwei Sommerschauer kurz vor Wien und Budapest haben mir gezeigt, dass das Wetter auch dauerhaft hätte anders sein können.
Somit hatte ich perfekte Rahmenbedingungen während der Tour.

In den ersten zwei Tagen war ich durch einen Infekt leicht geschwächt. Auch hat mich das Sitzfleisch in den ersten Tagen doch geärgert. Aber ernsthafte gesundheitliche Probleme hatte ich keine.
Auch von Unfällen oder Stürzen blieb ich während der Tour verschont. Doch zwei Beinahe-Zusammenstöße haben gezeigt, wie leicht etwas passieren kann. Ach ja, drei Tage nach der Radtour wollte ich meine Ausdauer beim Joggen im heimischen Plattenwald beweisen. Nach 300m stand mir eine Wurzel im Weg … eine Knochenabsplitterung im Mittelfuß und 10 Wochen sportfreie Zeit war die Folge.



Danke
… an alle, die mich vor oder während der Tour durch Taten, e-mails, Gästebucheinträge, Anrufe usw. unterstützt und motiviert haben!